Zunächst einmal die gute Nachricht: Es gibt uns noch – die Handharmonikavereinigung 1934 Rheingold Mannheim e.V., besser bekannt als Akkordeon im Quadrat. Wir möchten Ihnen ein gesundes, fröhliches und musikalisch erfülltes neues Jahr wünschen und dabei einen kleinen Einblick in das musikalische Vereinsleben in Zeiten der Pandemie geben.

Das Jahr 2019 war ein außerordentliches für uns – wir wurden gemeinsam mit unseren Freunden des H.A.O. Reilingen erste Preisträger des 13. World Music Festival Innsbruck 2019 und dürfen uns fortan auf das Gala-Konzert bei der nächsten Ausgabe des Festivals vorbereiten. Eine so herausfordernde wie wunderbare Aufgabe für uns und unseren Dirigenten Johannes Grebencikov. Mit viel Euphorie, Energie und Rückenwind konnten wir 2019 noch ein tolles Jahreskonzert in der Rheingoldhalle in Mannheim bestreiten.

Natürlich konnte niemand voraussehen, dass nun eine lange Pause ohne Auftritte, Probenwochenenden und Proben folgen sollte. Die Corona-Pandemie hat uns alle getroffen und betroffen – und unser musikalisches Vereinsleben, so wie wir es kannten, kam lange zum Erliegen. Doch wo Musik zu sehr fehlt, entstehen kreative Lösungen: Der Instrumentalunterricht wurde schnell in den digitalen Raum verlegt und die Klopapier-Challenge wurde nicht nur angenommen, sondern mit Bravour gemeistert (zu sehen auf unserer Facebook-Seite). Als eine erste Entspannung der Pandemie-Situation eintrat, wurden kleine Proben stimmenweise und stimmenübergreifend organisiert – auch privat oder im Probenraum im Reilingen. Eine wichtige Erkenntnis in dieser Phase war, wie sehr uns das gemeinsame Musizieren mit allen Spieler*innen im Orchester wirklich fehlt – und bereichert, wenn es denn wieder stattfinden kann.

Doch bekanntlich folgte der nächste Lockdown. Wir trafen uns in dieser Zeit regelmäßig zu Online-Orchesterproben mit anschließendem digitalem Kaffeeklatsch. Dabei konnten wir die neuen Stücke kennenlernen und gezielt individuell proben – doch der wahre Clou dieser Proben war, dass wir uns sehen und in Kontakt bleiben konnten. Was für eine Kraft so eine ‚richtige‘ Probe dagegen freisetzen kann – alle beieinander, nebeneinander, mit Johannes am Dirigentenpult – können wir seit Sommer 2021 erfreulicherweise wieder erleben. Zwar mit ausgefuchsten Hygienekonzepten, Abstand und der ein oder anderen Fröstelei ob offener Fenster – doch groß ist die Freude, endlich wieder gemeinsam zu musizieren. Die Euphorie und Vorfreude, aber auch der Ehrgeiz, uns auf unseren Auftritt 2025 in Innsbruck vorzubereiten, sind uns in den letzten zwei Jahren zum Glück nicht abhandengekommen. Wir freuen uns und sind hoffnungsfroh, diese bald wieder mit Ihnen teilen zu können – und freuen uns auch weiterhin über neue Gesichter in unserem Mannheimer Orchester.

Und auch in den anderen Vereinsformationen und -bereichen wurde weiter musiziert:

Der Unterricht wurde mit großem Einsatz der Lehrer auch in der Corona-Zeit weitergeführt. da ein Probebetrieb in den Schulen nicht möglich war. Das galt ebenso für die Erwachsenenorchester". Da ein Probebetrieb in den Schulen nicht möglich war – was auch für die Erwachsenenorchester zutraf – wich man, als dies wieder möglich war, in private Räumlichkeiten aus, zum Teil sogar mit Open Air-Unterricht im Garten. Unser Kassier stellte sein zeitweilig leerstehendes Haus zur Verfügung. Doch es wurde auch virtuell unterrichtet – auf diese Weise gelang es, dass bis auf zwei Schüler alle anderen dem Unterricht treu blieben.

Die Proben für das Schülerorchester und das Jugend-Ensemble wurden ausgesetzt, da unser Jahreskonzert schon frühzeitig abgesagt werden musste und die Schulen als Probeorte uns nicht zugänglich waren. Aus diesem Grund konnte auch das 2. Orchester zeitweilig nicht mehr proben. Ein Ausweichen zu unseren Freunden in Reilingen war keine Alternative, da eine Reihe von Spielern mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Probe kommt. Durch Krankheit und Unfälle gab es weiterhin unter den Spieler*innen einige Ausfälle, sodass auch dann häufig nur im kleinen Kreise geprobt werden konnte, als die Lage sich entspannt hatte. Im Hinblick auf das Jahreskonzert 2022 könnte das 2. Orchester dringend Verstärkung gebrauchen.

In der Mitgliederversammlung am 19.11.2021 wurde eine neue Vorstandschaft gewählt. Der bisherige 2.Vorsitzende Wolfgang Trumpfheller hat, nachdem sich die Familie Matalla aus der Vorstandschaft zurückgezogen hat, mit allen anderen bisherigen Vorstandsmitgliedern und einer ganzen Reihe neuer Mitstreiter*innen ein Team zusammengebracht, das in der kurzen Zeit seit der Wahl schon gezeigt hat, dass es motiviert und zu guter Teamarbeit fähig ist. Neue Vorstandmitglieder sind Iris Redinger (2.Vorsitzende), Rita Schulz (Schriftführerin), Laura Eigbrecht (Website), Ute Ihme (Datenbank, Dateien), Marlene Costanza (Jugendbereich) und Christina Bauer (Revisorin).

Wir wünschen Ihnen von ganzem Herzen ein tolles und zuversichtliches Jahr 2022 und sind hoffnungsfroh, bald wieder für musikalische Highlights sorgen zu können!

 

Das Jahreskonzert von Akkordeon im Quadrat Mannheim wurde durch die Jugend von AiQ und des Hohner Akkordeonorchesters Reilingen unter Leitung von Johannes Grebencikov mit Rocky in Concert von Vince DiCola eröffnet. Der Moderator des Abends, Markus Als begrüßte die fast 600 Zuhörer, darunter zahlreiche Ehrengäste und Akkordeonisten anderer Vereine, bevor er das Mikrofon gegen den Taktstock tauschte und mit 20 Kiddies die Bühne rockte. Die Begeisterung der Kinder sprang sofort auf das Publikum über, das die beiden fünfstimmigen Stücke mit donnerndem Applaus feierte; sicherlich eine tolle Motivation der jungen MusikerInnen für das nächste Konzert.

Abgeschlossen wurde der erste Programmteil mit bekannten Melodien, dargeboten durch das Zweite Orchester unter Leitung von Wolfgang Trumpfheller sowie anschließend das Duo esoR, das eine Bearbeitung von Hans Zimmers Interstellar präsentierte.

Teil 2 stand zunächst im Zeichen von Thomas Bauers Komposition Einimegajuma. Sie beschreibt Lebensstationen des Akkordeonmäzens Herbert Werz, eines nicht mehr ganz jungen Mannes, der an diesem Abend persönlich anwesend war. Mit diesem Stück hatte das Erste Orchester gemeinsam mit dem Hohner Akkordeon Orchester sensationell das World Music Festival 2019 in Innsbruck gewonnen. Unterstützt durch vier Perkussionisten an Pauken, Schlagzeug und Xylophon arbeitete das Orchester unter Leitung von Johannes Grebencikov die unterschiedlichen Facetten dieser Komposition in überzeugender Weise heraus. Die Zuhörer konnten aus der Musik Geburt und Kindheit, den zweiten Weltkrieg und das bekannte Göbbels-Zitat heraushören, den Wiederaufbau und Impressionen aus Kenia, Herbert Werz‘ zweiten Heimat, schwere persönliche Verluste aber zum Schluss auch einen sehr versöhnlichen und positiven Ausblick erleben: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, eine mitreißende Toccata mit vierstimmigen Gesangseinlagen des Orchesters.

Die Zuhörer waren begeistert; stehende Ovationen belohnten Dirigent und Orchester für diese phantastische Darbietung.

Im Anschluss wurde zu leichter verständlichen Kompositionen übergegangen, ohne die technische und musikalische „Flughöhe“ zu verlassen. Alla Marcia von Jean Sibelius sowie ein Querschnitt aus Webbers Phantom der Oper zeigten insbesondere auch den perfekt abgestimmten Einsatz der akustischen und elektronischen Zusatzinstrumente und wiederum ein äußerst gut aufgelegtes und auf das Dirigat sehr sensibel reagierendes Orchester.

Lautstarke Forderungen des Publikums nach Zugaben wurden mit Mas que Nada und Sunny zufriedengestellt.

Insgesamt bot das Programm einen beeindruckenden Querschnitt durch die Akkordeonliteratur und hinterließ ein begeistertes Publikum, das sich sicher schon heute auf das nächste Konzert am 22. November 2020 freuen wird.